KI - vom Tool zur neuen Kollegin
Wie Prof. Dr. Peter Gentsch und Christian Warning die Zukunft der künstlichen Intelligenz im Convenience-Handel sehen Künstliche Intelligenz ist dabei, den Handel grundlegend zu verändern - und auch die Convenience-Branche steht vor einem Umbruch. Ob Warenwirtschaft, Personaleinsatz oder Kundenkommunikation: KI übernimmt zunehmend Aufgaben, die früher manuell erledigt wurden, und schafft Freiräume für Strategie und Service. Zwei der profiliertesten Experten auf diesem Gebiet, Prof. Dr. Peter Gentsch und Christian Warning, zeigen im Gespräch mit dem Smart Magazin, wie sich KI bereits heute sinnvoll einsetzen lässt - und warum sie gerade für mittelständische Händler enorme Chancen birgt.
Für Christian Warning, Gründer von The Retail Marketeers und Mitglied der Global Convenience Vision Group (GCVG), ist KI längst „mehr als ein Trendbegriff“. Sie sei heute „ein alltägliches Werkzeug, das ganz konkrete Probleme löst - von der Diebstahlprävention über eine effizientere Warenwirtschaft bis hin zur personalisierten Kundenansprache“. Entscheidend sei nicht die Technologie selbst, sondern „der messbare Nutzen für Betreiber und Kunden“.
Besonders große Hebel sieht Warning im Backoffice, in der Disposition und direkt am Kunden. Systeme erkennen verdächtiges Verhalten am Self-Checkout, prognostizieren Bedarfe anhand von Absatz-, Wetteroder Eventdaten und ermöglichen gezielte Kampagnen über Retail Media. Für ihn steht fest: „KI entlastet Mitarbeitende, reduziert Fehler und verbessert die Planbarkeit - sie ersetzt keine Menschen, sie unterstützt sie.“
KI WIRKT DORT AM STÄRKSTEN, WO SIE ECHTE PROBLEME LÖST.“
Auch Prof. Dr. Peter Gentsch, einer der bekanntesten KI-Vordenker und Gründer von retail.ai, teilt diesen Ansatz. Für ihn wird KI durch die Entwicklung sogenannter Agenten zum „handelnden Kollegen“. Diese digitalen Assistenten übernehmen Routineaufgaben - von der Rechnungsprüfung über Nachbestellungen bis zur Schichtplanung. „Damit wird der Alltag leichter, weil Routinearbeit wegfällt und Händler mehr Zeit für Kundenbindung haben“, erklärt Gentsch.
Sowohl Gentsch als auch Warning betonen, dass der Einstieg in KI keine Sache großer Konzerne sein muss. Kleine SaaS-Tools und modulare Lösungen reichen, um Prozesse sofort zu verbessern. „Agenten sind wie digitale Junior-Mitarbeiter, die rund um die Uhr arbeiten - zuverlässig und ohne Pause“, beschreibt Gentsch das Prinzip.
Warning verweist auf den pragmatischen Ansatz der Everyday AI: „Klein anfangen, groß denken. Starten Sie mit einem Use-Case, der sofort messbaren Nutzen bringt, und skalieren Sie Schritt für Schritt.“ Wichtig seien eine gute Datenbasis, definierte KPIs und Datenschutz als Leitprinzip.
Beide Experten sehen den Mittelstand dabei in einer starken Position. Mit „Agentic AI-as-a-Service“, so Gentsch, könnten
Händler KI-Systeme einfach mieten, ohne eigene Data-Science-Abteilungen aufzubauen. So spiele auch der kleine Betreiber „Champions League, ohne ein Millionenbudget zu investieren“.
In Smart Stores zeigt sich die Leistungsfähigkeit der Technologie besonders deutlich. „Hier übernimmt KI die unsichtbare Basisarbeit - von der Regalüberwachung über die Nachbestellung bis zur Sicherheit“, erklärt Gentsch. Warning ergänzt: „Sie ist das Betriebssystem dieser Formate. Sie steuert Zugangskontrollen, dynamische Preise, Shrink-Management und Planogramm-Compliance.“
Beide sind sich einig: Der Smart Store der Zukunft ist kein menschenleerer Raum, sondern ein Zusammenspiel von Technologie und Hospitality.
„Besonders erfolgversprechend sind Hybridmodelle, die Automatisierung mit menschlicher Präsenz verbinden“, sagt Warning. Gentsch beschreibt den Store 2030 als Agenten-Ökosystem, in dem Einkaufs-, Sortiments- und Media-Agenten eigenständig handeln. „Der Händler orchestriert - die Agenten führen aus.“
Sowohl Christian Warning als auch Peter Gentsch sehen in der Künstlichen Intelligenz keinen Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das den Alltag erleichtert, Prozesse optimiert und den Kunden in den Mittelpunkt rückt.
„KI ist der neue Kollege im Handel“, fasst Gentsch zusammen. „Und sie wird zum alltäglichen Werkzeug - zur Everyday AI“, ergänzt Warning. Beide eint die Überzeugung, dass die Zukunft des Convenience-Handels nicht in abstrakten Visionen liegt, sondern in intelligenten, praxisnahen Anwendungen.
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