Smart Store DNA: Struktur, Snacking und Shopperfokus als Erfolgsformel

Ein gemeinsamer Blick auf die Sortimentsarchitektur der Zukunft- mit Insights von Christoph Grube (Mars Wrigley) und Fabian Brüderle (MCS).

 

„Smart Stores sind die digitale Weiterentwicklung klassischer Convenience-Konzepte - schneller, klarer und konsequent auf den Shopper ausgerichtet.“

Mit diesem Satz bringt Christoph Grube, Channel Development Leader bei Mars Wrigley, auf den Punkt, was das neue Format im Kern ausmacht. Unbemannt, rund um die Uhr geöffnet, digital gesteuert - und geprägt von der Erwartung maximaler Effizienz. Für ihn liegt der besondere Reiz dieser Stores in der Verbindung aus Geschwindigkeit und Komfort. Shopper wollten eine sofortige Orientierung, ein strukturiertes Sortiment und eine reibungslose, digitale Customer Journey. Elemente wie Self-Checkout seien „technisch ausgereift, einfach integrierbar und vom Großteil der Kunden akzeptiert“ - ein entscheidender Wachstumsfaktor im Convenience-Sektor.

Auch bei der Sortimentslogik sieht Grube klare Schwerpunkte: Kleine, verpackte Einheiten, sofortiger Verzehr, starke Impulsqualität. Besonders im Snacking-Segment dominierten Artikel, die schnelle Entscheidungen ermöglichen. Das Sortiment müsse „auf einen Blick erfassbar und sofort konsumierbar“ sein. Und genau deshalb spiele die richtige Platzierung die zentrale Rolle.

Sichtbarkeit sei der stärkste Kaufimpuls: Artikel an Eingängen, im Kassenbereich oder an digital aktivierten Hotspots erzielten die höchsten Abverkäufe. Ergänzt durch emotionale Botschaften und wechselnde Themenwelten könnten Betreiber zusätzliche Impulse auslösen - besonders in kleinen, hochdigitalisierten Verkaufsumgebungen. „Der wichtigste Impulsgeber ist das sichtbare Produkt“, betont Grube und unterstreicht, wie stark digitale Screens in Smart Stores Orientierung und Inspiration verbinden.

 

Auf Seiten der MCS setzt Category Manager Fabian Brüderle ebenfalls ein klares Leitmotiv:


„Kein Smart Store gleicht dem anderen. Erfolgreich ist nur, wer Sortiment immer durch die Brille der Zielgruppe denkt - nicht durch die des Regals.“

Dieser Grundsatz prägt seine gesamte Systematik der Sortimentsgestaltung. Für Brüderle beginnt jeder Smart Store mit einer Analyse der Zielgruppen, ihrer Einkaufsgewohnheiten und des jeweiligen Umfelds. Erst daraus entsteht das Grundgerüst an Warengruppen, auf dessen Basis jedes Planogramm entwickelt wird. Ob Klinik, E-Ladepark, Tankstelle oder Campingplatz - jeder Standort erfordert eine eigene Dramaturgie. Selbst Stores desselben Formats können vollständig unterschiedliche Sortimente haben, abhängig von Frequenz, Tageszeitprofil, regionalem Wettbewerb und Nutzungsanlässen.

In Kliniken zeigt sich diese Differenzierung besonders deutlich. Mitarbeitende suchen schnelle Energie wie Sandwiches, Croissants oder BiFi, Besucher greifen zu Mitbringseln und kleinen Geschenkartikeln und Patienten benötigen klassische Notkaufartikel wie Hygieneprodukte. Brüderle beschreibt diesen Prozess als stetiges Nachjustieren: Welche Zielgruppen lassen sich zusätzlich aktivieren? Welche Produkte erzeugen Relevanz und Umsatz? Auch an anderen Standorten herrscht diese Logik. Campingplätze funktionieren stark über Frühstücks- und Selbstversorgungskomponenten, während E-Ladeparks besonders snackorientiert agieren - vorausgesetzt, die Impulse werden früh ausgelöst, idealerweise schon bei der Anfahrt zum Ladepunkt.

Da Smart Stores häufig nur rund 300 Artikel führen können, ist Präzision entscheidend. Brüderle setzt auf eine Mischung aus Nielsen-Daten, Erfahrungswerten der MCS-Großhandlungen, Abverkaufswerten vergleichbarer Standorte und dem direkten Austausch mit dem Betreiber. Klassiker wie Getränke, Süßwaren und Snacks gehören immer dazu, ergänzt durch Trendartikel, frische Produkte und regionale Besonderheiten. Sichtbar wird dies unter anderem im JUST fresh Konzept, das frische Artikel wie Wraps, Sandwiches oder Smoothies als eigenständiges Modul inszeniert.

Auch Grube unterstreicht die Bedeutung einer klaren Struktur im Regal. Produkte sollten nach Einkaufsmission gruppiert werden - „für jetzt“ versus „für später“. Impulsstarke Artikel gehörten immer dorthin, wo der Shopper am längsten verweilt. „Datenbasierte Steuerung ermöglicht flexible Anpassung“, sagt er - und macht deutlich, dass Smart Stores heute ein Zusammenspiel aus Technologie, Produktauswahl und inszenatorischer Klarheit sind.

In der Praxis lässt sich bereits ein klarer Kanon erfolgreicher Kategorien erkennen. Fruchtgummis und Süßwarenmarken wie Hitschies, Katjes oder Trolli performen besonders gut, ebenso Produkte für den kleinen Hunger wie Maxi King, BiFi oder 7Days. Bier ist weiterhin ein Volumentreiber, Impulseis oder Ice Cups überraschen regelmäßig mit hohen Abverkaufszahlen. Regionale Partnerschaften - wie die Zusammenarbeit mit einem Metzger in Bruckmühl - erzeugen zusätzliche Frequenz und heben die lokale Verankerung hervor. Notkaufprodukte wie Eier, TK-Pizza oder Kondome werden überproportional häufig gekauft - ein Effekt, der durch die Anonymität des unbemannten Formats sichtbar verstärkt wird.

Zudem spielt die MCS-Eigenmarke „Jeden Tag“ eine strategische Rolle als Preissignal. Sie zeigt, dass Smart Stores nicht zwangsläufig teuer sind, und schafft Vertrauen insbesondere an preisbewussten Standorten.

Mit Blick auf die Zukunft erwarten beide Experten eine weitere Professionalisierung. Grube sieht Smart Stores bis 2030 „noch datengetriebener, personalisierter und flexibler“. Snacking werde eine noch stärkere Rolle einnehmen - mit Fokus auf gesünderen, nachhaltigeren und erlebnisorientierten Produkten. Brüderle ergänzt, dass die Verzehrgewohnheiten sich weiter ausdifferenzieren werden. Bowls, Pasta-Salate, funktionelle Snacks, kalorienarme Getränke, internationale Trendprodukte und Social-Media-getriebene Innovationen werden verstärkt in den Mittelpunkt rücken. Die klassischen drei Mahlzeiten lösten sich weiter auf, und genau darin entstünden neue Verzehranlässe und Umsatzchancen.

Am Ende eint beide Perspektiven die gleiche Erkenntnis: Die Technologie macht Smart Stores möglich - aber das Sortiment macht sie erfolgreich. Nur wer Zielgruppen versteht, Daten richtig interpretiert und Sortimente intelligent inszeniert, definiert Convenience im digitalen Zeitalter neu.

 

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