Tabak – XXL nach wie vor im Trend

Beim klassischen Tabaksortiment setzt sich der Trend nach größeren Verpackungen bei Zigaretten und Feinschnitt weiter fort.

Auch wenn das klassische Tabaksortiment aktuell leichte Rückgänge verbucht – es bleibt im Shop nach wie vor mit sehr großem Abstand der wichtigste Umsatz- und Ertragsbringer. „Die Umsätze bei den Tabakwaren blieben 2021 – ebenso wie im Shop allgemein – im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit auf einem hohen Niveau“, weiß Christof Kurz, Generalbevollmächtigter beim Software- und IT-Spezialisten Eurodata. Das Saarbrückener Unternehmen kann auf der Datenbasis von mehr als 7.750 Stationen ziemlich genaue Einblicke in die wirtschaftliche Entwicklung der Branche liefern.

 

Kunden haben Tankstellen als Einkaufsort für sich entdeckt

2019 lag der durchschnittliche Umsatz von Tabakwaren einer Station bei 623.000 Euro, im ersten Corona-Jahr stieg er um mehr als 15 Prozent auf 715.000 Euro an. Das lag vor allem daran, dass die Tankstellen während der Lockdowns im Gegensatz zum Fachhandel weiterhin geöffnet hatten. „So entdeckten viele Konsumenten die Tankstelle als Einkaufsort für sich, in dem sie schnell und ohne viel Kontakt zu anderen Menschen Kleinigkeiten wie Zigaretten besorgen können“, erklärt Kurz. Das scheint sich in den Köpfen der Kunden manifestiert zu haben, denn die Umsätze von Zigaretten und Co. blieben 2021 auf diesem hohen Niveau. Dementsprechend positiv entwickelte sich auch der Bruttoverdienst durch das Tabaksortiment: Dieser lag 2019 durchschnittlich bei knapp unter 60.000 Euro, stieg 2020 um mehr als 16 Prozent auf 70.500 Euro an und fiel 2021 nur minimal ab.* Auf den Gesamtmarkt gesehen betrug der Absatz von Zigaretten 2021 laut Statistischem Bundesamt 71,8 Milliarden Stück. Das waren 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr (2020: 73,8 Milliarden Zigaretten).

Aktuelle Zahlen für das laufende Jahr liefert NielsenIQ: Für das erste Quartal 2022 meldet der Spezialist für Marktanalysen für die Warengruppe Zigaretten einen Umsatz von 1,337 Milliarden Euro an den deutschen Tankstellen. Das entspricht einem Rückgang von 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Januar bis März 2021: 1,421 Milliarden Euro).

 

Weniger Käufe, größere Mengen

Während die Absatz- und Umsatzzahlen also leicht zurückgegangen sind, hat sich gleichzeitig das Kaufverhalten der Verbraucher während der Pandemie geändert. Laut Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) werden zwar weniger Einkäufe getätigt. Weiterhin ungebrochen ist allerdings der Trend zur Vorratshaltung und Großpackungen bei Tabakwaren. Der Grund: Der überwiegende Teil der Verbraucher von Tabakwaren zeigt eine hohe Preissensibilität und zieht deshalb die preisgünstigeren XXL-Packungen vor. Das bestätigt auch Patrick Wenk, Verkaufsleiter Convenience beim MCS-Partner Utz: „Die Kunden haben erkannt, dass ihnen Großpackungen einen Preisvorteil bieten, den sie gerne mitnehmen.“

Ähnlich sieht es beim Feinschnitt aus: Das erste Corona-Jahr hatte zwar einen Feinschnittboom mit einem deutlichen Plus von zehn Prozent im Vergleich zu 2019 hervorgebracht. Weiteres Wachstum konnte aber 2021 nicht erzielt werden, obwohl die Tabakkonsumenten nach wie vor preissensibel sind, schreibt der BVTE. So lag der Absatz von Feinschnitt zum Selberdrehen oder Selberstopfen 5,6 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Den leichten Rückgang bestätigen auch die Zahlen von NielsenIQ für das erste Quartal 2022: An Tankstellen ging hier der Umsatz um 3,4 Prozent auf 170,8 Millionen Euro zurück.

 

Zubehör prominent platzieren

Trotz der Rückgänge im Feinschnittsortiment sollten Betreiber den Bereich Rauchbedarfszubehör wie Tips, Blättchen und Filter nicht vernachlässigen. Es empfiehlt sich, dieses Sortiment ordentlich und immer gut befüllt in der Vorkassenzone zu platzieren, auch wenn dort ein gewisses Diebstahlrisiko herrscht. „Im rückwärtigen Kassenbereich gehen solche Produkte gerne unter, weil sie nicht im Fokus stehen. Dann fragen die Kunden nur gezielt danach. In der Kassenzone sind sie dagegen gut sichtbar, sodass sich die Selbstdreher die Produkte in Ruhe anschauen und auswählen können“, rät Gunnar Koopmann, Teamleiter Tankstellen Vertrieb beim MCS-Großhändler Bartels-Langness. Für Fans von Zigaretten mit Mentholgeschmack, die bereits seit dem 20. Mai 2020 nicht mehr in der Europäischen Union verkauft werden dürfen, gibt es übrigens Alternativen, die ebenfalls an der Tankstelle Sinn machen: Dazu gehören Aromakapseln oder entsprechend geflavourte Einleger für die Zigarettenpackung.

Eine interessante Warengruppe für die Tankstelle sind Zigarillos, beispielsweise die Sorten Moods von Dannemann oder Clubmaster von Arnold André. Im Gegensatz zu den klassischen Zigaretten sind hier noch Flavour mit hochwertigen natürlichen Aromen wie Vanille, Kirsch oder anderen Fruchtextrakten zulässig. „Betreiber sollten in jedem Fall ein ausgewähltes Angebot von Zigarillos im Sortiment haben. Denn der klassische Tankstellenkunde ist ebenso wie der klassische Zigarillo-Raucher männlich“, erklärt Koopmann. An manchen Stationen kann es je nach Kundenkreis sogar sinnvoll sein, eine kleine, aber feine Auswahl von Zigarren ins Sortiment aufzunehmen.

New Generation Products weiter im Kommen

Positiv entwickelt sich an den Tankstellen der Bereich New Generation Products (NGP), zu dem unter anderem E-Zigaretten und Liquids sowie Tabakerhitzer zählen. Insbesondere die Raucher nutzen das breite Angebot der potenziell weniger gesundheitsschädlichen Alternativen, die noch dazu mit einer großen Geschmacksvielfalt punkten. Das zeigt sich auch an den Zahlen: NielsenIQ verzeichnete bei den NGP zwischen Januar und März 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein sattes Umsatzwachstum von 24,5 Prozent auf 96,1 Millionen Euro. Beim Shisha-Tabak meldet das Unternehmen einen leichten Umsatzrückgang von 1,5 Prozent auf 2,89 Millionen Euro.

Betreiber sollten darauf achten, die richtige Mischung aus klassischen Tabak- und neuartigen Produkten im Sortiment zu haben. Damit wird die Tankstelle dem Ruf als Alternative zum Fachhandel, den sie sich während der Pandemie erarbeitet hat, gerecht und erfreut sich weiterhin guter Umsatzzahlen.

 



Wie entwickelt sich die Zahl der Raucher?

Die aktuelle Studie der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) zeigt, dass die Anzahl der Raucher über die letzten Jahre konstant geblieben ist. Aktuell rauchen 30,9 Prozent der Befragten Tabak. Dabei hat 2021 die Anzahl der jungen Erwachsenen, die rauchen, zugenommen: Bei den 18- bis 24-Jährigen ist die Quote von 26,5 Prozent auf 30,8 Prozent und in der Altersgruppe 25+ von 33,4 Prozent auf 36,1 Prozent gestiegen. Dagegen ist die Anzahl der Raucher zwischen 14 und 17 Jahren von 10,5 Prozent im Jahr 2020 auf 8,7 Prozent im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. 

Link: https://www.debra-study.info/

 

*Datengrundlage: 7.756 Stationen mit abgeschlossenem Buchungsmonat Dezember 2021, ausgewertet am 13. Mai 2022