Trendthema Regionalität – Kunden emotional binden

Regionalität – dieser Begriff löst bei den meisten Konsumenten ein positives Gefühl der Vertrautheit und Sicherheit aus. Kein Wunder also, dass sich MCS mit der Online-Veranstaltung „Regionalität als Chance der Differenzierung im Tankstellenshop?“, die den Auftakt der Convenience Weeks einläutete, diesem Trendthema widmete.

Covid-19-Krise stärkt Relevanz von Regionalität

Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK hat das Thema Regionalität während der Corona-Pandemie sogar noch weiter an Bedeutung gewonnen. 

„59 Prozent der Umfrageteilnehmer achten beim Kauf von Nahrungsmitteln und Getränken mehr als vor der Krise darauf, dass die Produkte regional hergestellt werden“, erklärte Michael Schwaer von der GfK in seinem Vortrag „Trendthema Regionalität aus Shoppersicht“.

64 Prozent wünschen sich, dass Händler vermehrt in die Verfügbarkeit lokaler und regionaler Produkte investieren. Und das lohnt sich laut Schwaer: „58 Prozent der Befragten sind bereit, für Lebensmittel aus der eigenen Region mehr Geld auszugeben.“ 

Doch was sind die Motive der Konsumenten, regional einzukaufen? Die GfK unterteilt die Treiber in drei Kategorien: Zunächst stehen das eigene Ich und die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund. Der Shopper möchte sich etwas Gutes tun und die eigene Lebensqualität erhöhen. Regionale Produkte verbindet er mit Sicherheit und Transparenz.

Das zweite Motiv betitelt die GfK mit der Bezeichnung Öko. Der Konsument will die Umwelt schonen beziehungsweise Umweltbelastung etwa durch kurze Transportwege reduzieren und den Tierbestand sichern.

Die letzte Kategorie ist das Umfeld. Das Shopping-Verhalten stärkt die eigene Region, unterstützt lokale Erzeuger und sichert Arbeitsplätze. „Allen drei Motiven gemeinsam ist das gute Gefühl und das gute Gewissen“, fasste Schwaer zusammen. 

Individuelle und emotionale Note im Ladenbau

Doch wie holt man das Thema Regionalität in die Tankstelle? Sylvia Reyers, Geschäftsführerin von Carstens Shop-Einrichtungen, hatte zahlreiche Beispiele aus ihrem Kundenkreis im Gepäck. „Großformatige Wandbilder mit Fotos von Sehenswürdigkeiten oder typische Landschaftsaufnahmen aus der Region werden zum echten Blickfang beim Gang in die Tankstelle – und sind bei Bedarf schnell ausgetauscht“, erklärte die Ladenbauexpertin.

Für Gemütlichkeit und regionalen Bezug kann darüber hinaus der Einsatz von authentischen Materialien wie Holz, Schiefer oder Stein für Möbel oder Wände sorgen, wie es etwa Rolf Küstner in seinem Autohof Thiersheim umsetzt. Kleine Dekoelemente, Lampen und passende Stoffe für Kissen und Sitzgelegenheiten runden das gemütliche Ambiente ab. 

Mit Worten kann ebenfalls ein regionaler Bezug hergestellt werden. An den Stationen von Anton Willer in Schleswig-Holstein werden die Kunden beispielsweise mit „Moin Moin“ über der Eingangstür begrüßt, im Süden könnte hier natürlich alternativ „Servus“ stehen. 

Ein positiver Nebeneffekt der optischen Aufwertung der Tankstelle ist übrigens: „Nicht nur die Kunden fühlen sich wohl in der Station. Auch die Mitarbeiter kommen gerne zur Arbeit und identifizieren sich mit der Marke“, betonte Reyers.

Support your Local

Eine weitere Option, Regionalität in die Tankstelle zu bringen, ist die Sortimentsgestaltung, wie Patrick Wenk vom Lebensmittellieferanten Utz aus dem MCS-Netzwerk ausführte: Beim Weinangebot kann man sich auf regionale Winzer konzentrieren und die Flaschen ansprechend in Weinkisten kombiniert mit einem Holzfass präsentieren. Eine Fokussierung auf regionale Getränke ist natürlich auch bei Wasser, Bier und Spirituosen möglich.

Wer nicht so viel Platz hat, kann nur ein Regal frei machen für regionale Produkte wie Honig, Marmeladen, Wurst- und Käsewaren oder sogar Süßigkeiten wie Kekse und traditionell hergestellte Bonbons. Wichtig ist, dass das Regal gestalterisch so hervorgehoben wird, dass es die Kunden nicht übersehen. 

Und für Stationen mit Bistro hatte Steffen Göhringer aus dem Marketing des Backwarenlieferanten Aryzta ein paar Vorschläge für die Theke: Das können auf der einen Seite regionale Produkte an sich sein wie das Franzbrötchen im Norden, der Spritzring oder Prasselkuchen im Osten oder Laugenprodukte im Süden.

Auf der anderen Seite kann die Verarbeitung der Ware dem Angebot einen regionalen Anstrich geben: Maultaschen-Burger oder Laugenstangen belegt mit einer geschnittenen Weißwurst oder bestrichen mit Obazda gibt es sicher nicht an jeder Tankstelle und sind ein geschmackliches Erlebnis, das in Erinnerung bleibt. 

Regionalität als Differenzierungsmerkmal

Die Vorträge und zahlreichen Beispiele aus der Praxis zeigten, dass es für Tankstellen durchaus Sinn macht, regionale Komponenten einzubauen.

„Sie lösen nicht nur eine emotionale Bindung der Kunden zur Marke aus, sondern sorgen auch für eine Differenzierung vom Wettbewerb“, resümierte MCS-Geschäftsführer Torsten Eichinger. 

Dabei muss ein Unternehmer nicht gleich eine komplette Station vom Ladenbau bis zum Sortiment unter diesem Motto umgestalten. Kleine kreative und kostengünstige Ideen haben ebenfalls eine große Wirkung und können zur Kundenbindung beitragen. 

Online-Tipp

Sie haben die Convenience-Weeks-Veranstaltung „Regionalität als Chance der Differenzierung im Tankstellenshop?“ verpasst? Hier finden Sie die Aufzeichnung.