Smart Stores - Chance für die ländliche Nahversorgung

Prof. Dr. Stephan Rüschen, Handelsexperte und Professor an der DHBW Heilbronn, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit Smart Stores.

Anlässlich der jüngsten Retail Innovation Days mit Smart Store Special stellte er mehrere Whitepaper vor, die einen breiten Überblick über Technologien, Standorte und Betreiber geben. Weitere Schwerpunkte: qualitative und quantitative Kundenbefragungen, Analysen zu Grab&Go-Stores in Deutschland, Smart Stores an Tankstellen, Einzugsgebiete auf Basis von GPS-Daten sowie die Frage der Sonntagsöffnung.

Versorgungslücken und Herausforderungen auf dem Land

 „Es gibt immer noch viele Orte auf dem Land, die keine eigene Nahversorgung haben und sich immer ins Auto setzen müssen, um Lebensmittel zu kaufen“, erklärt Rüschen. Die größten Hürden: geringe Umsatzpotenziale, fehlende Wirtschaftlichkeit und Personalmangel. Viele klassische Läden können so nicht profitabel betrieben werden.

Unbemannte Smart Stores können hier einen Unterschied machen: „Sie erreichen leichter die Wirtschaftlichkeitsgrenze, da sie mit geringeren Kosten betrieben werden und durch umfangreichere Öffnungszeiten das Umsatzpotenzial besser ausschöpfen.“ Für Kunden bedeutet das: wieder ein Angebot vor Ort und fast jederzeit einkaufen zu können. Erfolgreiche Beispiele in der ländlichen Versorgung sind Ketten wie Tante Enso oder Tante M, aber auch kleinere Einzelbetreiber mit stark regionalem Sortiment und persönlicher Kundenbindung.

 

Technologie, Standort und Akzeptanz

Entscheidend für den Betrieb eines Smart Stores sind laut Rüschen vor allem zwei Aspekte: der Zugang zum Markt und der Checkout-Prozess.

Diese müssen „technologie-barrierefrei“ und intuitiv sein. In Befragungen habe sich gezeigt, dass den Kunden Bequemlichkeit wichtiger sei als Sortiment oder Preis. „Der Standort ist der wichtigste Faktor“, betont Rüschen.

Die Akzeptanz sei hoch: „Die Menschen sind happy, dass sie wieder zumindest eine Basis-Versorgung haben.“ Manche Verbraucher hätten jedoch anfangs Berührungsängste mit der Technik – hier helfe es, Schritt für Schritt zu erklären. Grundsätzlich spreche ein Smart Store im ländlichen Raum alle Zielgruppen an, unabhängig von Alter oder Familienstatus.

Blick in die Zukunft

Rüschen erwartet, dass in den kommenden fünf bis zehn Jahren nahezu alle potenziellen Standorte in Deutschland zumindest einen Smart Store 24/7 haben werden. Regional gebe es heute Schwerpunkte in Baden-Württemberg und Bayern, während in den östlichen Bundesländern die Dichte unterdurchschnittlich sei.

Eine Studie der GMA sieht rund 1.000 zusätzliche Standorte als möglich an – mit weiteren Potenzialen, wenn unbemannte Metzgereien und andere Betriebsformen hinzukommen. Ein wesentlicher Faktor für das Wachstum bleibt die Gesetzgebung: Nur in vier Bundesländern ist die Sonntagsöffnung rechtlich abgesichert, in den anderen wird sie bisher lediglich geduldet.

Für Rüschen steht fest: „Der Smart Store kann am Ende die Rettung für die kleinteilige ländliche Nahversorgung sein.“

Auszüge der aktuellen Studie finden Sie bei den Whitepapers der DHBW Heilbronn, die im Rahmen der Retail Innovation Days veröffentlicht wurden. Klicken Sie hier um zum Whitepaper zu gelangen.

 

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